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Warum ich „stillende Person“ sage – und warum das niemandem etwas wegnimmt

Wenn du mir auf Social Media folgst, hast du es vielleicht mitbekommen: Unter einem meiner letzten Reels, in dem ich über das Stillen sprach, haben sich einige Menschen heftig an einer Formulierung gestoßen: „stillende Person“.
Ein Begriff, der für mich Alltag ist – weil er Menschen einschließt, statt auszuschließen.

Doch was kam, waren Kommentare, die die Lebensrealität von Stillenden, die eben keine cis Frauen sind verkennen, ihnen ihre Existenz absprechen. 

Solche Kommentare sind nicht harmlos. Sie sind nicht bloß Meinungsäußerung. Sie sind Ausdruck einer transfeindlichen Haltung, die Menschen ausschließt, verletzt und im schlimmsten Fall gefährdet. Und sie zeigen, warum es sowohl gesellschaftlich, als auch in der Stillberatung noch so viel zu tun gibt.

Ich begleite Familien in einer der verletzlichsten, intimsten und prägendsten Phasen ihres Lebens. Und ich tue das mit allem, was ich habe: Fachwissen, Erfahrung, Empathie – und Haltung.

Deshalb spreche ich von stillenden Personen. Nicht, weil ich zu „genderwoke“ bin. Nicht, weil ich irgendwelche Trends mitmachen will. Sondern weil es medizinisch korrekt ist und ich es für gesellschaftlich notwendig und menschlich anständig halte.

Denn: Stillen ist nicht ausschließlich cis Frauen vorbehalten. Punkt.

Stillen ist kein exklusives Merkmal von "Weiblichkeit"

Die Realität ist: Auch trans* Männer können stillen. Auch nicht-binäre Menschen stillen. Auch queere Eltern, die nicht in das klassische Bild von „Mutter, Vater, Kind“ passen, stillen. Und sie tun das oft unter Bedingungen, die alles andere als unterstützend sind.

Ich erlebe diese Menschen in meiner Arbeit. Ich kenne ihre Geschichten. Ich weiß, wie oft sie sich rechtfertigen müssen. Wie oft sie sich verstecken oder anpassen, um nicht noch mehr angestarrt, angegriffen oder ausgeschlossen zu werden.

Wenn ich also in meiner Sprache alle einbeziehe, dann nicht aus Nettigkeit – sondern aus tiefem Respekt. Und aus einem politischen Bewusstsein heraus, das sagt: Sichtbarkeit ist kein Luxus. Sie ist überlebenswichtig.

„Aber Frauen stillen doch nun mal!“ – Nicht nur.

Ja, viele stillende Personen sind cis Frauen. Und niemand nimmt ihnen dieses Erlebnis, diese Identität oder diese Kompetenz ab.
Aber: Sie sind nicht die einzigen. Wer das leugnet, spricht anderen Menschen ihre Realität, ihre Existenz ab – und das ist nicht bloß ignorant. Das ist entmenschlichend.

Und ja – ich weiß, dass Sprache für viele Menschen emotional ist.
Aber das Argument, „Das war halt schon immer so“ ist kein gutes Argument.
Wenn wir Eltern empowern wollen, wenn wir Stillbeziehungen stärken wollen, dann müssen wir damit aufhören, Menschen auszusortieren, die nicht ins Bild der klassischen Mutter-Kind-Romantik passen.

Denn die Fähigkeit, ein Kind mit Milch zu nähren, ist kein exklusives Privileg einer normierten Weiblichkeit.

Was, wenn dich das wütend macht?

Wenn du dich durch den Begriff stillende Person so sehr angegriffen fühlst, dass du wütende Kommentare schreiben musst – dann frag dich ehrlich: Was genau macht dich so sauer?
Ist es die Tatsache, dass andere Menschen stillen können, ohne sich als Frau zu identifizieren? Oder ist es vielleicht das Gefühl, dass deine eigene Identität weniger besonders wäre, wenn du sie teilen müsstest?

Falls letzteres: Lass dir gesagt sein – deine Identität verliert nicht an Bedeutung, nur weil andere auch Raum bekommen.

Wenn ich stillende Person sage, ist das kein Angriff auf Mutterschaft. Es ist ein Versuch, der Realität gerecht zu werden. Sprache, die inklusiv ist, nimmt niemandem etwas weg – sie schafft Raum. Raum für Menschen, die sonst zu oft übersehen, ignoriert oder aktiv ausgeschlossen werden. Und genau diese Menschen bekommen durch inklusive Sprache signalisiert: „Ich werde gesehen. Ich bin gemeint. Ich darf hier sein.“


Und das ist unbezahlbar.

Sichtbarkeit rettet Leben und nimmt niemandem etwas weg

Wer sich in einer sensiblen Lebensphase – wie der Schwangerschaft, der Geburt oder dem Wochenbett – nicht gesehen oder falsch adressiert fühlt, zieht sich zurück. Und dieser Rückzug kann gefährlich werden. Er kann bedeuten, dass wichtige Informationen fehlen. Dass Unterstützung nicht in Anspruch genommen wird. Dass Menschen sich allein fühlen mit ihren Fragen, Schmerzen und Herausforderungen.

Eine trans* Person, die stillt, braucht eine Begleitung, die ihre Existenz nicht infrage stellt.
Ein nicht-binärer Elternteil braucht Räume, in denen sie oder er oder they nicht misgendert wird.
Queere Familien brauchen Fachpersonen, die sie nicht tolerieren, sondern anerkennen.

Und das beginnt bei der Sprache. Denn Sprache ist nicht nur Ausdruck – sie ist Realität.
Und Sichtbarkeit rettet Leben.

Das Gesundheitssystem denkt queer kaum mit

Viele queere Familien erleben genau das Gegenteil von Unterstützung. Sie stoßen auf Anamnesebögen, die keine dritte Option neben „Mutter“ und „Vater“ kennen. Auf Geburtsstationen, in denen automatisch „die Mama“ angesprochen wird, obwohl der gebärende Mensch keine Frau ist. Auf Beratungsangebote, die davon ausgehen, dass da eine cis-heteronormative Kleinfamilie sitzt.

Und auch in der Stillberatung erleben queere Menschen leider zu oft Ablehnung oder Verwunderung.

Dabei ist das Stillen – eine zutiefst körperliche, emotionale und manchmal verletzliche Erfahrung. Sie sollte getragen werden von Zugewandtheit, Respekt und einem tiefen Verständnis dafür, was Familien sein können.

Was das mit meiner Arbeit zu tun hat?

Alles, denn queeraffirmierende Stillberatung ist kein „nice to have“

Ich begleite alle, die stillen. Nicht nur Frauen. Nicht nur Mütter.
Ich begleite Menschen. Ich begleite Bindung, Körper, Gefühle, Erschöpfung, Selbstzweifel, Stärke.

Und ja – ich begleite auch Menschen, deren Existenz manchen unbequem ist.
Die in klassischen Familienbildern keinen Platz finden.
Die medizinisch, gesellschaftlich oder sprachlich immer wieder ausradiert werden.

Deshalb ist es für mich keine Option, sie in meiner Sprache ebenfalls auszublenden. Ich tue das nicht. Ich mache diese Realität sichtbar. Und ich benenne sie.

Mein Raum ist ein Safespace. Wirklich.

Nicht als Marketingfloskel. Sondern als Haltung.
Transfeindliche Kommentare? Nein danke.
Diskussionen darüber, ob queere Eltern „auch dazugehören“? Nicht hier.
Ungebetene Erklärungen über Biologie von Menschen, die keine Ahnung von Laktation bei trans* oder nicht-binären Personen haben? Weitergehen.

Wer sich dadurch ausgeschlossen fühlt, weil ich alle einlade, war vielleicht nie wirklich offen für das, was es braucht, um Familie heute solidarisch zu denken, sondern steckt bis zum Hals in Narrativen, die niemandem wirklich gerecht werden. Selbstbestimmung muss für alle gelten, nicht nur für weiße, privilegierte cis-Frauen, deren einzige Sorge ist, ob ihr Stück vom Kuchen groß genug ist.

Sprache formt Realität – und ich wähle eine Sprache, die schützt

Ich wähle meine Worte mit Sorgfalt. Und mit Liebe.
Ich will, dass sich alle Familien bei mir gesehen fühlen – egal, wie sie aussehen, wie sie sich nennen oder wie sie leben.

Ich will, dass queere, trans*, nicht-binäre Eltern bei mir nicht nur geduldet, sondern willkommen sind. Dass sie mit ihren Fragen kommen können, ohne sich erklären zu müssen.

Und ich will, dass Menschen, die sich an einem Begriff wie stillende Person aufreiben, vielleicht anfangen zu hinterfragen, warum ihnen die Sichtbarkeit anderer so ein Dorn im Auge ist.

Warum ich also stillende Person sage?

Weil ich inklusiv arbeite.
Weil ich nicht ausgrenze.
Weil ich weiß, wie dringend Sichtbarkeit gebraucht wird.
Weil ich queere Eltern feiere, wie nicht-queere Eltern.
Weil ich trans* Elternräume schaffe.
Weil ich die Realität anerkenne, nicht nur die Mehrheit.
Weil Menschen es verdient haben, dass ihre Lebensrealität auch sprachlich abgebildet wird.

Und wenn dich das stört?
Dann ist dieser Ort vielleicht nicht deiner. Aber er ist wichtig. Und er bleibt.

Alles Liebe, Anna

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Egal, ob du gerade schwanger bist, ein Baby erwartest oder schon mittendrin im Familienalltag bist – ich unterstütze dich auf deinem Weg mit praxisnahen Ratschlägen und begleite dich bei den Herausforderungen der Elternschaft. In jedem Beitrag geht es darum, dir Sicherheit und Freiheit zu geben, damit du deinen eigenen Weg mit deinem Kind selbstbewusst gehen kannst.

Lass dich inspirieren und finde genau die Informationen, die du brauchst, um deinen Alltag entspannt und selbstbestimmt zu gestalten.

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